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Versuch einer mittelalterlichen Winterüberquerung der Alpen


»Über das, was wir in Deinen Briefen gelesen und zur Kenntnis genommen haben, schweigen wir jetzt [...] bis Deine Gesandten Radbod, Adelbrecht und Udalschalk, den wir diesen zur Seite stellten, zu uns zurückgekehrt sind [...]«

Papst Gregor VII. an König Heinrich IV., Dezember 1075


Richtung Alpen


Blick auf die Burg von Canossa


authentische Bekleidung auf dem Prüfstand


nasskaltes Wetter vor dem Brenner


Schon seit Jahren spukte in unseren Köpfen eine Idee herum: eine Winterüberquerung der Alpen zu Fuß und zwar in authentischer hochmittelalterlicher Bekleidung. Obwohl die Idee einfach und das Ziel des Experiments schnell formuliert war, stellte sich die Durchführung als schwieriger als ursprünglich gedacht heraus. Ziel war es einen historischen Botengang über die winterlichen Alpen 'nachzulaufen', d.h. mit Tagesetappen von bis zu 50 Kilometern von Italien nach Deutschland. Als Erstes war es weit schwieriger als gedacht authentische Bekleidung, die wirklich winter- und wandertauglich war, zusammenzustellen. Die Route ging über Wanderwege, um das Laufen auf Asphaltstraßen zu umgehen, auch um die Lederschuhe zu schonen. Nach verschiedenen Ideen zum Routenverlauf fiel die Wahl schließlich auf die Strecke Canossa - Augsburg, in Anlehnung an die Ereignisse, die sich im Jahre 1077 in Norditalien abspielten. Nach Auswertung von Quellen kann davon ausgegangen werden, dass die Nachricht von König Heinrichs IV. Bannlösung ('Gang nach Canossa') durch einen oder mehrere Boten teilweise oder ganz zu Fuß nach Deutschland gebracht wurde.

Im Januar 2014 war es dann so weit, aus einer anvisierten mehrköpfigen Reisegruppe war ich nur alleine übergeblieben und so startete ich an der Burgruine von Canossa alleine auf meinen Weg nach Norden. Zuerst galt es die Poebene zu durchqueren, um dann über Bozen zum Brenner vorzustossen. Das Wetter war alles andere als ideal im Winter 2014/15: kein Schnee, auf den ich gesetzt hatte, sondern nasskaltes Regenwetter um den Gefrierpunkt. Dafür gab es Sturm mit Schneeverwehungen auf den Höhen und Dauerregen in den tieferen Lagen. Die mittelalterliche Kleidung aus Wolle und Leinen hielt auch bei den nasskalten Bedingungen gut warm, auch wenn sie sich mit Wasser voll sog. Probleme gab es allerdings mit den Lederschuhen: der fehlende Schnee und zuviel Asphalt bei Tagesetappen um die 43 Kilometer machte den Sohlen arg zu schaffen. Nach fünf Tagen als hochmittelalterlicher Fremdkörper in Norditalien inklusive erzeugter Aufmerksamkeit bei der Gendamerie kapitulierte ich vor den Umständen. Was hätte man im Mittelalter gemacht? Schuhe repariert und gewartet bis das Wetter besser wird. Doch dafür fehlte mir die Zeit und auch irgendwo die Motivation. Aber dies bedeutet ja nicht, dass man so etwas nicht noch einmal versuchen kann...


Jahr Dezember 2014
Distanz 215 Kilometer (600 geplant)
Dauer 5 Tage (12 geplant)
Ort Italien, (Österreich, Deutschland)
Route Canossa - Bozen - (Brenner - Innsbruck - Augsburg)
Team solo