Entlang des Eisernern Vorhanges durch Europa
»From Stettin in the Baltic to Trieste in the Adriatic an ,iron curtain' has descended across the continent.«
Winston Churchill (1946)
Fast ein halbes Jahrhundert verlief der Eiserne Vorhang quer durch Europa. Vom Eismeer bis ans Schwarze Meer wurden die Menschen in Ost und West durch eine politische, ideologische und räumlich unüberwindbare Barriere getrennt, deren Unmenschlichkeit sich in Metallzäunen, Mauern, Selbstschuss-Anlagen und Minen zeigte. Seit dem Fall des Eisernen Vorhanges Ende der 80er Jahre wächst Europa langsam wieder
zusammen und so wurden in den letzten Tagen des Jahres 2007 auch die Passkontrollen zu vielen osteuropäischen Staaten abgeschafft. In Deutschland baute man die Grenzanlagen nach der Wende innerhalb kürzester Zeit ab und der Eiserne Vorhang verschwand aus der Landschaft. Die jüngste Generation kennt die Teilung Europas wenn überhaupt nur noch aus dem Geschichtsbuch.
Doch der Eiserne Vorhang war mehr als nur die innerdeutsche Grenze. Von den Regionen am Eismeer erstreckte sich ein Band von Grenzanlagen und Befestigungen entlang der Ländergrenzen bis zum Bosporus, dem Tor nach Asien. Doch was ist nach fast zwei Jahrzehnten nach Ende des Kalten Krieges vom Eisernen Vorhang noch übrig? Wie leben die Menschen entlang des alten Todesstreifens heute? Eine Fahrt entlang des ehemaligen
Eisernen Vorhanges durch insgesamt 15 europäische Staaten ist auch heute noch ein Abenteuer. Teilweise kein brauchbares Kartenmaterial, fehlende Infrastruktur und Gängeleien durch Polizei und Militär begleiten eine Reise entlang des ehemaligen Eisernen Vorhanges
abseits der europäischen Haupttouristikrouten. Dafür ist der Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung um so herzlicher, man wird mit offenen Armen empfangen, da man sich für sie interessiert, die die früher an den Rand gedrängt wurden und heute häufig vergessen werden.
6000 km gefahren, 3 Monate am Eisernen Vorhang unterwegs. Insgesamt zwei Jahre habe ich mich mit der Teilung Europas beschäftigt. Ich habe mit Grenzbeamten und Soldaten gesprochen, mit Politikern und Umweltschützern diskutiert. Habe Journalisten von meinen Erfahrungen insbesondere in den osteuropäischen Ländern berichtet. Was bleibt ist der Eindruck von dem Ausmaß des Eisernen Vorhanges, von seiner Unmenschlichkeit, auch wenn es heute schon weit zurück liegen mag. Ich habe erfahren, dass viele meiner Mitmenschen wenig wissen über diesen Stacheldrahtzaun, oder dass sie nichts (mehr) wissen wollen. Aber ich habe auch erfahren, dass fast jeder irgendeine Geschichte mit der Teilung Europas verbindet. Und ich habe gefunden, dass wunderschöne Landstriche und interessante Menschen in unserem Europa leben, abseits dessen was ich schon zu kennen dachte. Heute gibt es den Iron Curtain Trail, eine Radroute entlang des ehemaligen Eisernen Vorhanges und immer wieder entdecken neue 'Radexpeditionen' diese Strecke, ob mit dem ebike oder per Klapprad.
Jahr | August/September 2006, Juli/August 2007 |
Distanz | 6000 km |
Dauer | insgesamt 3 Monate |
Ort | Europa |
Route | Norwegen - Russland - Finnland ; Türkei - Bulgarien - Griechenland - Mazedonien - Albanien ; Italien - Slowenien - Österreich - Ungarn - Slowakei - Tschechei - Deutschland |
Team | Frank Hülsemann, Torsten Walter (Türkei bis Griechenland) |