Zu Fuß durch die Wüste Gobi
»Dort (in der Gobi) macht die Landschaft auf den Wanderer einen geradezu deprimierenden Eindruck; nur selten erblickt er auf dem mit der glänzenden Rinde des Wüstenlacks überzogenen Steinpanzer einmal einen zwergwüchsigen Laub- oder Nadelbaum.«
Eduard Makarovich Mursajew (1954)
Unterwegs in der Gobi
Gobi
150 Kilometer ohne Wasserstelle
Vom Nordrand der Wüste Gobi bis kurz vor die chinesische Grenze, eine Nord-Süd Durchquerung des mongolischen Teils der Wüste Gobi. Nachdem Michael Giefer 2004 und 2009 bereits zweimal versucht hat die Wüste Gobi von Nord nach Süd zu durchqueren, beide Male aber den lebensfeindlichen Bedingungen der Wüste Tribut zollen musste, sollte es im Oktober 2010 endlich soweit sein. Zu zweit brachen wir in Provinzhauptstadt Bayankhongor zu Fuß nach Süden auf. Ziel war es ohne motorisierte Unterstützung und nur mit den uns auf der Strecke zur Verfügung stehenden Versorgungsmöglichkeiten in 10 Tagen eine 450 km lange Strecke zu bewältigen. Bereits 2004 waren wir zusammen in Sibirien zu Fuß unterwegs gewesen, von diesen sowie unseren Erfahrungen der letzten Jahre in verschiedenen Wüsten wussten wir, was auf uns zukommen würde. Ein Aufbruch in eines der unbesiedelten Gebiete der Mongolei. Dort ist es so trocken, dass selbst die hartgesottenen mongolischen Nomaden dort nicht dauerhaft überleben können.
Von der Provinzhauptstadt Bayankhongor ging es zuerst über den Ort Jinst ans Westufer des abflusslosen Salzsees Orog Nuur und von hier aus über einen 2700 m hohen Pass des Gobi-Altai hinein in die Trans-Altai-Gobi. Nach fünf Tagen erreichen wir den Ort Bayanlig. Von hier geht es mit 25 kg Gepäck immer weiter nach Süden und damit immer tiefer hinein in allmählich unbewohnbares Wüstengebiet. An einem letzten Brunnen füllten wir unsere Wasservorräte auf, um die folgenden 170 km durch fast wasserfreies Gebiet bewältigen zu können. Über den sumpfigen Zulganai Gol führte uns der Weg durch absolut menschenleeres Gebiet, durch die wundervollen Dünenlandschaften des Tsagaan Els, südwestlich des Zulganay Gols gelegen, durch die eindrucksvolle Canyonlandschaft von Khermen Tsav bis hin zu unserem Ziel, der bewohnten Oase Ekhiin Gol, ca. 70 km nördlich der Chinesischen Grenze gelegen und damit kurz vor dem militärischem Grenz-Sperrgebietes.
80% unserer Strecke verläuft querfeldein abseits von Pisten. Nach Möglichkeit haben wir den direkten Weg gewählt, was unter anderem in der Gebirgslandschaft des Gobi-Altais nicht immer möglich war. Die Route führte zu den wohl beeindruckendsten und auch abgelegensten Gebieten der Gobi. Praktisch das gesamte Essen für die Tour trugen wir von Anfang an mit. Lediglich in Jinst und Bayanlig ergänzten wir ein wenig die Lebensmittelvorräte. Täglich waren wir vor Sonnenaufgang bis nach Sonnenuntergang unterwegs und dank unseres leichten Grundgepäcks von ca. 7,5 kg konnten wir Tageslaufleistungen bis zu 55 km erzielen. Aufgrund des spät einziehenden Winters in der Mongolei in diesem Jahr, waren die Temperaturen in diesem Oktober ungewöhnlich hoch. Im ersten Teil der Wanderung hatten wir noch Tiefsttemperaturen von bis zu -10 Grad. Je weiter wir allerdings in die Südgobi vorstießen, desto wärmer wurde es. Nachtfrost hatten wir hier nicht mehr und tagsüber stiegen die Temperaturen sogar auf bis zu 25 Grad.
Jahr | Oktober 2010 |
Distanz | 450 km |
Dauer | 10 Tage |
Ort | Mongolei |
Route | Bayankhongor - Jinst - Orog Nuur - Bayanlig - Zulganay Gol - Ekhiin Gol |
Team | Frank Hülsemann, Michael Giefer |